Die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte wurde 1895 gegründet, zählt rund 2700 Mitglieder und bewirtschaftet zurzeit 1760 Wohnungen. Sie vermietet Wohnungen überwiegend im Duisburger Innenstadtbereich und in Hochfeld. Um die Bewirtschaftung kümmert sich ein 14-köpfiges Team. Markus Kansy ist Absolvent der EBZ Business School und arbeitet seit vielen Jahren bei der WGD-Mitte. Inzwischen ist er Vorsitzender des Vorstands.
Herr Kansy, Sie sind bereits seit 23 Jahren im Betrieb. Ist das typisch für eine Genossenschafts-Karriere?
Markus Kansy: Angefangen habe ich beim Bauverein in Wesel, einer städtischen Gesellschaft. Mir war aber relativ früh klar, dass die Position als Sachbearbeiter in der Wohnungsverwaltung nicht meine Passion ist, da ich ein sehr zahlengetriebener Mensch bin. Dann bot sich die Stelle bei der WGD. Zur damaligen Zeit war es in der Tat noch typisch, so viele Jahre bei der Genossenschaft zu verbringen. Heute gibt es noch durchaus ähnlich lange oder sogar noch längere Dienstjahre, grundsätzlich geht es aber in die Richtung, dass es eher atypisch ist.
Das Wort „Genossenschaft“ klingt vielleicht etwas zu unglamurös im Vergleich zu Aktiengesellschaften?
Kansy: Nein, das kann ich nicht bestätigen. Grundsätzlich wurde in der Vergangenheit die Wohnungswirtschaft an sich eher mit einem trägen Image verbunden. Das ist aber absolut nicht mehr so, und Genossenschaften haben in den letzten zehn bis 15 Jahren sehr an Attraktivität gewonnen, weil sie keinen Aktionärsinteressen oder politischen Ideen verpflichtet sind, sondern sich ihrem Bestand widmen können. Dazu kommt die Nähe zum Personal und den Mitgliedern, die immer im Vordergrund stehen. Der Gewinn ist zwar wichtig, steht aber nicht an erster Stelle. Unseren Auszubildenden vermitteln wir auch diese Werte. Als Genossenschaft entwickeln wir nicht nur unseren Bestand, sondern tragen auch zur Stadtentwicklung bei. Wir müssen uns nicht vor den Großen verstecken.
Jetzt steht die gesamte Wohnungswirtschaft vor der Herausforderung, klimafreundliches Wohnen sozialverträglich zu gestalten. Sind Wohnungsgenossenschaften da anders gefordert als andere Unternehmen?
Kansy: Grundsätzlich unterstelle ich – das ist auch das Ergebnis aus Gesprächen mit Kollegen –, dass wir in der Vergangenheit im Hinblick auf energetische Sanierung sehr hohe Investitionen getätigt haben. Das hat schon vor Jahrzehnten begonnen, und dadurch haben wir uns einen Vorsprung erarbeitet. Zusätzlich haben wir eine sozialverträgliche Miete immer im Blick. Wir haben auch sehr früh strategisch geplant, welche Energiearten genutzt werden, so dass im Großteil unseres Bestandes Fernwärme bereits installiert ist. Mit Blick auf das Jahr 2045 und die erklärten politischen Ziele wage ich die vorsichtige Prognose, dass Genossenschaften diese Herausforderungen besser meistern könnten, wenn das überhaupt realistisch möglich ist.
In Mitgliederversammlungen haben Sie es mit wohnungswirtschaftlichen Laien zu tun, die aber Mitspracherecht haben. Wie kommunizieren Sie mit denen?
Kansy: Wir halten unsere Kommunikation über verschiedene Kanäle auf einem hohen Niveau, unsere eigene Zeitschrift und separate, persönliche Anschreiben und Gespräche spielen dabei die größte Rolle. Zudem informieren wir über diverse Social-Media-Kanäle. Dort stellen wir dar, vor welchen Herausforderungen wir stehen. Im Hinblick auf die Energiekrise hat die Auswertung der Verbrauchswerte für das vergangene Jahr gezeigt, dass das funktioniert hat. Und auch die Befürchtung, dass zu wenig geheizt werden könnte und so Schimmelbefall gefördert werden könnte, hat sich nicht bewahrheitet. Wir haben 15 bis 20 Prozent Ersparnis bei den Heizkosten und sogar weniger Schimmelbefall. Da hat die Kommunikation also gut funktioniert.
Die EBZ Business School hat nun das wohnungsgenossenschaftliche Institut eG21 gegründet. Welche Themensetzung erhoffen Sie sich dort?
Kansy: Neben dem Thema Energie ist das Thema Personal unsere größte Herausforderung. Wie interessieren wir die nächste Generation für uns? Wie gelingt es Unternehmen, als Arbeitgeber attraktiv zu sein? Führungskompetenz ist ein Aspekt – die heutigen jungen Leute wollen anders geführt werden. Und wie vermitteln wir die Werte, für die wir stehen? Und wenn ich kein Personal aus dem Bereich der Immobilienkaufleute bekomme, muss ich wissen, wie ich an Quereinsteiger komme und sie in mein Unternehmen integriere. Dazu brauche ich neue digitale und transparentere Prozesse. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Fluktuation zunimmt – oder wir müssen dafür sorgen, als Arbeitgeber so attraktiv zu sein, dass die Menschen lange im Unternehmen bleiben wollen.
Wie wollen Sie Außenstehenden vermitteln, dass eine Wohnungsgenossenschaft erstens attraktiv und zweitens ein ganz wichtiger Player im Kampf gegen den Klimawandel ist?
Kansy: Das geht in erster Linie über gute und nachhaltige Kommunikation und Marketingmaßnahmen. Das schafft ein einzelnes Unternehmen schwer. Die Duisburger Wohnungsgenossenschaften vermitteln dies seit Jahren über diverse Kanäle und Aktionen, um den genossenschaftlichen Gedanken und unsere Werte in die Köpfe zu bekommen. Jeder kennt zum Beispiel das Apotheken-Logo – so etwas wäre auch etwas für Genossenschaften. Jeder, der das Logo sieht, hat sofort eine Verbindung.
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