Institut eG21 bringt Genossenschaftsvorstände zusammen
Das Institut eG21 lud zum gemeinsamen Frühstück. Vorstände diskutierten über Klimaschutz und Mitgliederbeteiligung – und bekamen Appetit auf mehr.
Das erste wohnungsgenossenschaftliche Frühstück des -eG21-Instituts für wohnungsgenossenschaftliche Zukunftsfragen soll keine einmalige Angelegenheit bleiben. Dessen waren sich alle Teilnehmenden der ersten Auflage im EBZ – Europäisches Bildungszentrum der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft – sicher. Denn der Austausch in gemütlicher Runde bot allen Beteiligten interessante Einblicke und Lösungsansätze.
Dr. David Wilde, wissenschaftlicher Leiter des Instituts und Vorstand der Hattinger Wohnungsgenossenschaft HWG, betonte die Bedeutung wohnugsgenossenschaftlicher Themen am EBZ und deren wachsende Berücksichtigung in den Lehrplänen der EBZ Business School, des EBZ Berufskollegs sowie im Angebotskanon der EBZ Akademie. Insgesamt, so Dr. Wilde, schlage in der angespannten Lage auf dem Wohnungsmarkt „die Stunde der Genossenschaften“, die Garanten für bezahlbare Mieten bei dauerhaftem Wohnrecht seien. „Trotzdem geht es bei uns nicht zu wie auf dem Ponyhof“, so Dr. Wilde, denn auch die Genossenschaften hätten mit Herausforderungen zu kämpfen.
Mitglieder zur Mitarbeit in den Gremien motivieren, Fachkräfte gewinnen
Entsprechend bestimmten drei Fragen den Austausch: Wie lässt sich der genossenschaftliche Gedanke den Mitgliedern stärker vermitteln, um sie zur Mitarbeit in Gremien wie der Vertreterversammlung oder im Aufsichtsrat zu motivieren? Wie werden Genossenschaften zu attraktiven Arbeitgebern? Welche Kooperationsmodelle sind bei Energiefragen erfolgversprechend?
Frederik Werner von der Heimbau Herne eG konnte berichten, dass in der Revier-Stadt fünf Genossenschaften mit insgesamt rund 5.000 Wohneinheiten Kontakt zur Stadt aufgenommen hätten, um eine gemeinsame Wärmeplanung voranzutreiben. Eine erfolgversprechende Maßnahme, wie Marten Thöne, Vorstandsvorsitzender der Bauverein Rheinhausen eG, weiß. Denn in Duisburg kaufen sieben Genossenschaften mit insgesamt rund 15.000 Wohneinheiten gemeinsam Strom und Gas zu sehr günstigen Preisen ein. „Wir werden uns im nächsten Schritt auch für Genossenschaften in Nachbarstädten wie Oberhausen und Mülheim öffnen“, so Thöne. „Wenn wir unsere Potenziale bei Einkauf und Planung bündeln, ist das eine riesige Chance für kleine Genossenschaften“, stimmt Tim Leweringhaus, Vorstand der Bauverein Gevelsberg eG, zu. „Wir Genossenschaften müssen untereinander solidarisch sein. Wir sehen uns nicht als Konkurrenten, sondern wollen unsere Stadt nach vorne bringen“, so Andreas Berger von der Wohnstätten eG Wanne-Eickel.
Komplexer ist das Thema Nachwuchsgewinnung. Viele Genossenschaften haben bei der Besetzung ihrer Vertreterversammlung vor Jahren Altersgrenzen eingeführt, die nun dafür sorgen, dass auf einen Schlag zahlreiche Posten frei werden. Doch Nachwuchs, der sich ehrenamtlich in die Gremienarbeit einbringen möchte, ist rar.
Juniorenvertretung bindet Jugendliche in Genossenschaftsarbeit ein
In Rheinhausen hat der Bauverein eine inoffizielle Juniorvertreterversammlung gegründet, in der Jugendliche zwischen zehn und 17 Jahren Themen und Ideen besprechen, die sie bewegen. Darüber hinaus sollen Gemeinschaftsaktionen mit Mitgliedern zur Mitarbeit motivieren. Gleichzeitig, so Marten Thöne, sei es wichtig, die Mitglieder zu schulen, um die anstehenden großen Aufgaben zu bewältigen. „Die Themen werden immer komplexer“, weiß auch der Wanne-Eckeler Andreas Berger. Gleichzeitig fänden sich kaum noch Mieter, die sich in die Vertreterversammlung wählen lassen wollen. „Bei einer Altersgrenze von 67 Jahren ist ein Großteil unserer Vertreterinnen und Vertreter bald nicht mehr wählbar“, so Berger. Möglicherweise ist die Anhebung des Schlüssels auf 80 bis 100 Mitglieder pro Vertreter ein Weg.
In Bochum wirbt Micha Heimbucher vom GWV Gemeinnütziger Wohnungsverein per Postwurfsendungen und Aushängen um das Engagement junger Mitglieder, während Andreas Vondran bei der WOGEDO in Düsseldorf eine Community organisiert hat, um die Mitglieder miteinander zu vernetzen und Zusammenhänge zu erklären, denn: „Die gesellschaftliche Spaltung macht auch vor uns nicht Halt.“
Gemeinnützigekeit stärker betonen, Genossenschaften klar positionieren
Doch nicht nur in Gremien herrscht Nachwuchsmangel, auch auf dem Arbeitsmarkt müssen Unternehmen um junge Fachkräfte konkurrieren. Dr. Wilde sieht Genossenschaften im Vorteil, wenn es ihnen gelänge, ihren gemeinnützigen Zweck stärker in den Vordergrund zu rücken und sich als Gegenentwurf zu rein kapitalmarktorientierten Unternehmen zu positionieren. Angebote wie das Seminar „Genossenschaften lernen“ der EBZ Akademie könnten etwa dabei helfen, Auszubildenden die genossenschaftlichen Werte nahezubringen. Marten Thöne sieht die Genossenschaften in der Verantwortung, ihre Fachkräfte selbst auszubilden: „Wir haben drei Studierende im Nachhaltigkeitsstudiengang an der EBZ Business School.“
Alle Beteiligten sehen die große Bedeutung des EBZ bei der Ausbildung von Fachkräften. Das eG-Breakfast glich auch einem Ehemaligentreffen der EBZ Business School. „Viele Genossenschaftsvorstände gehören der gleichen Generation an und kennen sich von der EBZ Business School“, so Marten Thöne, der in regelmäßigem Austausch mit EBZ-Masterabsolventen wie Jan Hische vom Bauverein Lünen, Boris Deuter von der GWS Dortmund-Süd eG oder Markus Kansy von der Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte steht: „Wir sind ein Alter und stehen vor identischen Herausforderungen.“
Der genossenschaftliche Austausch soll auf jeden Fall weitergehen, dann — so waren sich alle Beteiligten einig — gerne auch in größerem Rahmen. Am 6. Februar wird es soweit sein, denn dann lädt das EBZ zur Managementtagung für Genossenschaften.
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