Als ein beispielgebendes Engagement im Klimaschutz wurde das zweieinhalbjährige Projekt „EE-Office“ ausgezeichnet, welches am Land- und Amtsgericht Bonn durchgeführt wurde.
Das Projekt hat das Ziel, den Energieverbrauch in Bürogebäuden nachhaltig zu senken. Im Fokus stehen dabei niedriginvestive Maßnahmen und vor allem das Nutzerverhalten. Wie lassen sich Nutzer zum energiesparenden Verhalten motivieren und wie kann man diese dabei durch Feedback-Systeme unterstützen?
Am Land- und Arbeitsgericht (LuAG) in Bonn nahmen 91 Mitarbeiter*innen aus 67 Büros am Projekt EE-Office teil. Hierbei wurde das Raumklima während und außerhalb der Arbeit aufgezeichnet und mögliche Einsparpotenziale durch Änderung der Verhaltensroutinen ermittelt. Dabei zeigten sich Potenziale sowohl im persönlichen Verhalten der Mitarbeiter als auch in der Betriebsführung des umfangreichen Gebäudekomplexes. So können Mitarbeiter den Energieverbrauch wesentlich durch die Fensterlüftung beeinflussen, wobei die Betriebsführung durch die bedarfsgerechte Bereitstellung von Raumwärme optimiert wird. Zu langes Lüften durch Mitarbeiter führt zu vermeidbaren Energieverlusten. Nicht ausreichendes Lüften hingegen zu Einsparungen, aber auch zu einem der persönlichen Leistungsfähigkeit nicht zuträglichem Raumklima. Ohne ein Feedback lässt sich ein Optimum hier nicht erreichen. Als Hommage an die Geschichte des Bergbaus, bei der Bergleute im 19. Jahrhundert mit dem Verhalten von Kanarienvögeln die Luftqualität unter Tage beurteilten, erhielten Nutzer im LuAG ebenfalls einen persönlichen Assistenten in Form eines Vogels. Im Vergleich zum Bergbau früherer Tage ist dieser ein elektronisches Hightech-Gerät. Er misst Temperatur, Feuchte, CO2-Gehalt der Raumluft und gibt dem Nutzer über optische und akustische Signale Hinweise, ob und wie lange gelüftet werden muss. Spielerisch wird so ein Anreiz geschaffen, sich energieeffizienter zu verhalten und die Raumluftqualität wahrzunehmen. Um den Erfolg zu bewerten und auch Optimierungspotenziale hinsichtlich der Betriebsführung der Gebäude zu gewinnen, werden die Daten per WLAN und LTE zur EBZ Business School übertragen und dort ausgewertet. So lassen sich Einsparungen von bis zu 20 % erzielen.
„Die aktuellen Konzepte der Gebäudeautomation haben die Potenziale einer nutzerzentrierten Betriebsführung nicht oder nur unzureichend erkannt und umgesetzt. Ohne einen intensiven Dialog mit den Gebäudenutzern ist das Wechsel- und Zusammenspiel zwischen Anlagentechnik, Gebäudemanagement und Nutzerverhalten nicht im Sinne einer hohen Energieeffizienz zu organisieren", erläutert Prof. Dr. Viktor Grinewitschus von der EBZ Business School. „Wir haben uns die Frage gestellt, wie wir Nutzer*innen spielerisch und innovativ animieren können, einen Beitrag für die Energieeffizienz zu leisten“, so Grinewitschus weiter. Ergebnis ist „Piaf“ der Klimaspatz, welcher von der Designerin Dr. Christina Zimmer aus Düsseldorf entworfen und von der EBZ Business School mit Elektronik ausgestattet wurde. Darüber hinaus wurden im Projekt in Kooperation mit dem Wuppertal Institut und dem Designbüro Handt & Wolber aus Köln viele weitere Maßnahmen entwickelt, die geeignet sind, die Betriebsführung auf Nutzerebene nachhaltig sowie klimaschutzorientiert positiv zu beeinflussen.
„Das dies ein so erfolgreiches Modell sein würde, konnten wir zu Beginn nur erahnen. Es freut uns natürlich, dass unsere Bemühungen gewürdigt wurden von der KlimaExpo.NRW und der Landesregierung NRW. Das ist für uns Ansporn, hier weiter zu machen. Auch weil die Potentiale für den gesamten Markt erheblich sind, denn in Deutschland gibt es über 300.000 Bürogebäude, die verantwortlich sind für ca. 10 Prozent der CO2-Emissionen des Gebäudebestands. Die bisherigen Ergebnisse im Projekt machen deutlich, dass mit einem solch interdisziplinären Ansatz die vorhandenen Effizienzpotenziale im Sinne eines wirksamen Klimaschutzes auch unter wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gehoben werden können. Das Team der EBZ Business School, die Kollegen*innen vom Wuppertal Institut rund um Dr. Carolin Baedeker und die beteiligten Designer wollen das Konzept nun gemeinsam mit Unterstützung des Landes NRW in einer größeren Anzahl von Gebäuden erproben und optimieren“, so Grinewitschus abschließend.